In
Bologna angekommen, bekam Michelangelo zwei Aufträge aus der Familie
des Arztes und Naturforschers Ulisse Aldrovandi. Es handelte sich
hierbei um Kleinskulpturen in der Basilika San Domenico an der
Grabstätte des heiligen Dominikus. Zwischenzeitlich reiste Michelangelo
auch nach Venedig, kehrte aber schnell wieder nach Bologna
zurück wo er sich bis Anfang 1495 aufhielt.
In
Florenz hatte mittlerweile Girolamo Savonarola die Macht übernommen,
was dazu führte, dass Michelangelo keine Aufträge der Stadtregierung
mehr
in Aussicht hatte. Dennoch kehrte er 1495 in seine Heimatstadt zurück,
da er von einem Freund, dem Kunstliebhaber Lorenzo di Pierfrancesco de'
Medici, den Auftrag zu einer Statue des jungen heiligen Johannes
erhielt.
Etwas
später machte sich Michelangelo, ebenfalls auf Geheiß seines
Freundes, an die Statue eines schlafenden Cupido (Gott der Liebe), den
er so bearbeitete, dass er als antikes Kunstwerk durchging. Als solches
verkauften sie das Werk teuer an den römischen Sammler Raffaele
Riario, seinerzeit Kardinal von San Giorgio in Rom. Als der Schwindel
aufflog musste die Kaufsumme zwar zurückerstattet werden, Michelangelo
hatte jedoch seine Qualitäten unter Beweis gestellt und zog in
Erwartung neuer Aufträge nach Rom.
Als Michelangelo im Juni
1496 erstmals nach Rom kam schuf
er für Kardinal Riario, sozusagen als Entschädigung, eine Skulptur des
Trunkenen Bacchus (Gott des Weines), die schließlich von Jacopo Galli,
einem römischen Adeligen, erworben wurde. Dieser war es auch,
der
Michelangelo an den französischen Kardinal Jean Bilhères de Lagraulas
vermittelte, wo er den Auftrag zu seinem ersten großen Meisterwerk
erhalten sollte: Die Römische Pietà.
Das
anstehende Marmorkunstwerk sollte die Jungfrau Maria mit dem toten
Christus im Arm darstellen. Michelangelo begab sich im März 1498
persönlich in die Marmorsteinbrüche von Carrara um den passenden
Marmorblock auszuwählen. Nach dessen Transport nach Rom
begann
Michelangelo noch im selben Jahr mit der Arbeit. Die Fertigstellung der
Römischen Pietà,
die heute als eines der bedeutendsten Werke der abendländischen
Bildhauerei gilt, fällt je nach Quelle in das Jahr 1499 oder 1500.
Michelangelos Biograf Giorgio Vasari beschreibt das Werk wie folgt:
"Es wird wohl nie ein anderer Bildhauer ... den Entwurf dieses Werkes
an Anmut und Schönheit übertreffen, noch den Marmor ... kunstvoller
ausmeißeln können."
Ebenfalls um das Jahr 1500 begann
Michelangelo damit seine ersten Dichtungen und Sonette zu verfassen.
Die zentralen Motive dieser Werke drehen sich vor allem um Leid, Liebe
und Hinwendung zum Göttlichen.
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